Road Rodeo – Back to the Roads

Es freut mich auch immer, wenn ich Leute vorstellen darf die es in Eigenregie schaffen aus einer Idee mit Kreativität, harter Arbeit und viel Herzblut ihren Traum zu verwirklichen. So wie die Brüder Hannes und David von „Road Rodeo“.
Das Düsseldorfer T-Shirt Label „Road Rodeo“ wurde im April 2011 zum Leben erweckt und sie zeichnen, drucken und versenden alles aus ihrer kleinen Homebase in Düsseldorf. Ihre Motive sind inspiriert vom Rock´n Roll Spirit. Rund um den Rock´n Roll Lifestyle entwickelt sie Designs aus der Szene für die Szene. Bei Road Rodeo kommt alles aus einer Hand – von der Idee über die Grafiken bis hin zum fertigen Endprodukt per Siebdruck – alles made in the Backyard und mit einer gehörigen Portion Herzblut.

Road Rodeo

weitere Infos:

Homepage: Road Rodeo
Facebook: Road Rodeo

Interview:

von Chris Weidler

Rockin‘ and Rollin‘: Hannes, David, bitte stellt euch und »Road Rodeo« einmal kurz vor!

David: Ja, hallo erstmal! Vielen Dank für die Anfrage zum Interview. Also, ich bin David und bei Road Rodeo zuständig für die Erstellung der Grafiken, Siebdruck und die Entwicklung von verrückten Siebdruckmaschinen und der dazugehörigen Technik.

Hannes: Wir sind Brüder und grundsätzlich ist Road Rodeo unsere Idee von Rock and Roll im Klamottenbereich: Selbstausgedachte Motive mit Message, die wir cool finden, unter die Leute zu bringen! Neben Ideen für Grafiken und Texte, „brenne“ ich die Motive in der Werkstatt aufs Textil, verschicke sie und bin für auch … sonst für Logistik und Kundenkontakt zuständig

Rockin‘ and Rollin‘: Wie entstand die Idee sich mit eigenen Designs für T-Shirts, Hoodies, Workershirts und mehr selbständig zu machen?

David: Da muss ich ein wenig weiter ausholen… Alsoooo, angefangen hat alles mit der Gründung von „Burning Beds“. Ich und meine Frau haben damals Betten im Rock´n´Roll Style gebaut – mit großen Rückteilen in Flammenform und Totenköpfen etc… Wir haben dann einen Laden in Düsseldorf eröffnet, wo wir die Betten und szenetypische Marken verkauft haben. Das war uns dann allerdings nicht mehr genug. Wir waren irgendwann ein wenig genervt von den Lieferzeiten und dass es manche Designs, die gut liefen, nie verfügbar waren. So entstand die Idee, eigene Designs machen zu wollen. Der Hannes war zu der Zeit gerade mit seiner Ausbildung fertig und so haben wir uns dann an die Entwicklung der ersten Motive gemacht. Ich hab mich dann schlaugemacht, tausende Youtube Tutorials geschaut und mich in die Materie des Siebdruckens eingearbeitet. Das war am Anfang doch recht mühselig, da man echt viel Lehrgeld zahlen musste. Auch die Investition in eine doch recht günstige Siebdruckmaschine stellte sich schnell als Fehler raus. Es dauerte echt ziemlich lange, bis wir das perfekte Setup gefunden hatten. Ich mag gar nicht mehr daran denken wie viele Farben, Beschichtungen Siebe ich verschliessen und weggeworfen habe…….

Hannes: Ja, die ersten Druck-Versuche waren echt ne Katastrophe … ich erinnere mich noch lebhaft, als wir stolz unser erstes bedrucktes T-Shirt bestaunen wollten und das Motiv leider an der 180°C warmen Hitzepresse klebte, weil wir die Transferfolie Falschrum draufgelegt hatten … das war dann, wie ein verbranntes Spiegelei von der Pfanne zu kratzen, während das Shirt noch unbefleckt war…
Na ja, zur Frage: Ich hatte zu der Zeit gerade meine Ausbildung zum Werbetexer beendet und David ist ja Grafiker, das hat sich dann ganz praktisch ergänzt, um unsere Ideen umzusetzen, und uns das Know-How zum Siebdrucken beizubringen.

Rockin‘ and Rollin‘: David, du bist ja über 10 Jahre erfolgreich mit deiner Punkrockband „LAZY BOMBS“ getourt. Wie kam es zum Wechsel von der Bühne zum Designer für Road Rodeo? Und machst du heute noch Musik?

David: Die Zeit mit der Band war echt der Hammer und es hat Megaspaß gemacht. Ich habe mich da schon um die Designs der Cover unserer Platten und um Logos und T-Shirts gekümmert. Zu Bandzeiten hat unsere Sachen immer ein Kumpel aus Düsseldorf gedruckt, der zu der Zeit gerade sein eigenes Klamottenlabel gegründet hat. Allerdings ist so eine Band auch echt anstrengend und 10 Jahre ist echt ne krass lange Zeit. Als wir anfingen, waren wir, bis auf unseren Sänger, alle Schüler oder Studenten, da hatte man echt viel Zeit für die Band und das Touren. Ich hatte mit dem Laden und unserem Label parallel zu der Band angefangen. Aber wie das so ist im Leben, man muss sich entscheiden. Beides war einfach nicht mehr möglich, da wir mit unserem Label dann parallel zum Laden am Wochenende noch auf Festivals gefahren sind, um unsere T-Shirts an den Mann/Frau zu bringen. Die Musik war zeit meines Lebens immer die Antriebsfeder zu allem. Für alle Lebenslagen findet sich immer der richtige Soundtrack – nur selber Musik machen ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht mein Ding. Ich habe nach unserem Abschiedskonzert nie wieder die Drumsticks oder mein Schlagzeug angerührt – da bin ich konsequent. Dafür habe ich mir eine Gitarre zugelegt und mir das Spielen ein bisschen selber beigebracht. Das macht Bock und man kann das Teil überall hin mitnehmen – aber so bandmässig habe ich da gar keine Ambitionen mehr.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie entsteht ein neues Produkt. Woher kommt die Idee und wie setzt ihr es dann um?

David: Die Inspirationen kommen von überall her. Ich steh halt total auf alte Hotrods und fette amerikanische Autos. Ich finde die vom Design her einfach cool. Ich mag auch gerne, die amerikanische Lowbro Art. Da gibt es so viele abgedrehte Sachen. Alle inspiriert vom Punkrock und Rock´n Roll. Ich erwähnte ja auch das wir viel auf US-Car Teffen unterwegs sind und nach inzwischen 12 Jahren in der Szene kennt man halt auch viele Clubs und Autobesitzer. Oft quatsche ich Leute auf Veranstaltungen an, wenn die ein richtig geiles Auto oder Moped haben, und frage, ob ich daraus ein Shirt machen kann. Dann wird das fotografiert und zu Hause am Computer zeichne ich das mit Hilfe eines Tablets nach. Wir überlegen uns dann dazu eine knackige Line (also nicht wir, sondern der Hannes!) und fertig ist das Motiv….

Hannes: Ja, so ein Motiv soll schon Hand und Fuß haben und nicht mit irgendwelchen Koordinaten und Orten, die keiner kennt, vollgeschmiert sein (Ich nenne da jetzt keinen Markennamen! :)) Wichtig ist für uns immer, dass wir die Idee gut finden und als Produkt auch selber kaufen würden.

Rockin‘ and Rollin‘: Euer ganz persönliches Lieblingsprojekt aus euren Produkten und warum?

David: Für mich ganz klar: Unser Moonshine Shirt. Die Idee war vom Hannes, der sagte: Wir müssen mal ein Moonshineshirt machen – das war 2012. Ich so: Hä? Was soll das denn. Nun ja, wir waren dann im Sommer in Hamburg auf der Street-Mag Veranstaltung und da steht ein wahrlich formidabler 60er Jahre Schmuggler- Moonshinetruck. Zwar ohne Brauereiaufbau wie nachher in der Grafik aber egal. Ich hab den gleich fotografiert und zuhause haben wir dann das Moonshine-Motiv entworfen. Nun ja, da hatten wir einen echten Zeitnerv getroffen, das Ding ging durch die Decke. Auf einmal bekam ich Nachrichten, dass ein Schauspieler bei GZSZ unser Motiv trägt, und tatsächlich hatte die Produktionsfirma bei uns eingekauft. Jeden Abend sahen also ein paar Millionen Leute unsere Motive. Das war schon lustig und hat uns einen echten Schub gegeben. Auf einmal waren wir mit unseren T-Shirts auch bei „Köln 50667“, also die volle Dailysoap-Breitseite. Nun ja wir haben in dieser Zeit allerdings auch echt merkwürdige Briefe von Kunden dazu erhalten … Aber darüber legen wir jetzt mal den Mantel des Schweigens.

Hannes: Also ich bin da auch bei der Moonshine-Serie, wir haben da ja verschiedene Motive zu dem Thema entwickelt, quasi eine eigene Edition. Das macht schon Spaß, wenn so etwas gut ankommt – auch wenn man Kundenanrufe kriegt wie: „Ich hätt‘ gern das T-Shirt, das der Alex gestern bei „Berlin Tag und Nacht“ getragen hat!“
(Na ja, Mantel des Schweigens und so)

Rockin‘ and Rollin‘: David, du bist ja für die kreative Seite bei euch zuständig. Was ist für dich selber als Künstler bei einem Projekt sehr wichtig und wo liegen die Herausforderungen?

David: Puh das ist schwer zu sagen, also ich möchte eigentlich immer wieder mal was Neues entdecken, eine neue Technik aber irgendwie lande ich doch immer bei so einem Oldschoolstyle. Mein Problem ist halt auch, dass ich inzwischen genau weiß welche Motive gut laufen und welche nicht. Ich kann im Designprozess schon sagen, ob‘s ein Renner oder Penner wird. Es ist halt so: Meistens, wenn ich wirklich seeeehr lange an einem Motiv sitze und es am Schluss richtig geil finde, kommt es beim Publikum nicht so gut an. Einfach weil es zu speziell ist. Ein Beispiel: Ich steh voll auf den Tikikult, aber als Design auf ‘nem Shirt findest du dafür keine Abnehmer, weil das einfach zu wenige interessiert … Eines unser Bestseller war das T-Shirt „Life ain´t no Ponyhof“ mit einem Oldschool Ford Mustang im Hintergrund. Der Entwurf hat vielleicht 15 Minuten gedauert – verkauft haben wir es unzählige Male. Wir haben es nur rausgenommen, weil wir die Funny Sprüche der Kunden am Verkaufsstand nicht mehr hören konnten: Elfriede schau mal wie lustig “Life ain´t no Ponyhof“ hahahahaha.

Rockin‘ and Rollin‘: Gab es schon einmal Designideen, die ihr dann verworfen habt, da sie einfach nicht stimmig waren, oder wird solange daran herumgefeilt, bis es perfekt ist?

David: Unzählige Designs haben wir verworfen. Uns ist es immer wichtig, dass die Textline zum Motiv passt. Das sozusagen eine Minigeschichte auf dem Motiv passiert und das passt manchmal einfach nicht.
Meistens wird es dann immer schlimmer, desto länger man sich mit einem Motiv beschäftig. Wir haben aber so unsere Arbeitstechniken perfektioniert. Oft ist es so, dass ich manchmal einfach irgendwas entwerfe, z.B einen Teufel oder einen Skullbiker auf einer alten abgerockten Harley. Dann schick ich das dem Hannes und der hat ne geile Idee für ne Line und sofort bekommt das ganze Motiv eine andere Richtung. Das ist schon sehr lustig. Dann fehlt vielleicht noch ein kleines Element und manchmal ist es dann perfekt. Manchmal aber auch einfach kacke…

Hannes: Um es kurz zu sagen: Man kann ein Motiv auch „zerdenken“ – also sich in Details verlieren, die im Endeffekt völlig irrelevant sind und irgendwann merken wir dann auch, ok – so, wie wir die Grafik gern hätten, funktioniert es einfach nicht. Auf Biegen und Brechen was raushauen zu wollen, ist da nicht zielführend.

Rockin‘ and Rollin‘: Von Zeichnung über Druck bis Versand läuft alles bei euch in Düsseldorf. Ist das mitunter, gerade da ihr stetig mit eurer Produktpalette wachst, schon eine logistische Herausforderung, oder läuft alles Hand in Hand?

David: Also das war natürlich ein langer Prozess. Wir haben inzwischen 4 Webshops und sämtliche Onlineplattformen (Amazon, EBay etc), die alle bedient werden müssen. Wir sind zum Glück technisch fit und haben unsere Bestell- und Versandstrukturen alle optimiert und unter Warenwirtschaftssystemen gebündelt. Am Anfang war das der Horror, wenn man sich in jeden Shop/Plattform einloggen musste, um die Bestellungen abzuholen.

Hannes: Ja, da lernt man schon ordentlich dazu, beim Versand bin ich inzwischen fitter als so mancher Postangestellter. Aber gerade vor Ostern oder Weihnachten (wenn nicht gerade Corona ist) kann man bei vielen Bestellungen schonmal ins Schwimmen geraten, vor allem wenn man so ein kleines bisschen chaotisch ist wie wir.

Rockin‘ and Rollin‘: Ihr legt sehr viel Wert auf Qualität. Hochwertige T-Shirts mit erstklassigen Designs und im aufwendigen Siebdruckverfahren hergestellt. Womit ihr euch von einigen Mitbewerbern deutlich abhebt. Eine Qualität die man als Kunde zu schätzen weiß. Ich habe einige T-Shirts von euch, welche schon einige Jahre auf dem Buckel haben und wo der Druck noch wie am ersten Tag ist. War von Anfang an diese hohe Qualität euer Ziel, oder hat sich das erarbeitet?

David: Ne das sollte schon von Anfang an passen. Ich trage unsere Sachen ja auch selber und da würde es mich nerven, wenn ich ein Kackshirt tragen würde, nur weil es nen Euro billiger im Einkauf ist. Wir drucken ja auch für andere Kunden und denen sag ich auch immer, dass wir nur gute Qualität verdrucken. Wenn jemand das günstigste Angebot haben möchte, muss er halt da hingehen.

Hannes: Ja, dieses Selbstgemachte, Ehrliche ist für uns schon sehr wichtig. Ich könnte z.B. keine gefälschten Motive auf Billigshirts drucken, nur um ‘ne vermeintlich schnelle Mark zu machen.

Rockin‘ and Rollin‘: Neben eurer regulären Kollektion habt ihr auch die Moonshine und die BBQ-Kollektion. Habt ihr schon eine Idee für eine weitere Sonderkollektion?

David: Ja, aber das ist noch geheim…hahahhaha

Rockin‘ and Rollin‘: Wird es irgendwann auch eine Kollektion für Frauen geben?

David: Nein, das werden wir leider nicht machen. Wir haben es am Anfang probiert, sind jedoch komplett gescheitert. Da gibt es in der Szene einfach wirkliche Fachleute, wie zum Beispiel die Killerkirsche, die das wirklich gut können. Für uns ist das nichts. Wir sind halt einfach auf die Jungs spezialisiert.

Hannes: Entweder waren die Shirts zu eng oder zu weit geschnitten, dann hatten wir Motiv X nicht auf einem Tanktop usw… wir sind (in diesem Bereich) einfach keine Frauenversteher, haha.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie ist euer persönlicher Bezug zu der Hot Rod und Rock’n’Roll Szene?

David: Wie schon vorher erwähnt habe ich mich immer in der Punkrock Rock´n Roll Szene bewegt und das seit meinem 13. Lebensjahr. Für mich war das immer Antrieb und kreativer Input. Die US-Car und Hot Rod-Szene habe ich erst durch unser Label und die damit verbunden Stände auf Veranstaltungen kennengelernt. Da haben sich in den Jahren auch echte Freundschaften zu Kunden und Geschäftspartnern entwickelt. Es ist und bleibt halt irgendwie immer spannend.

Hannes: Musik und Lifestyle des großen Bruders färbt halt auch ab. Wir waren immer schon auf einer Wellenlänge und Rock’n’Roll ist halt einfach unser Ding, ob jetzt durch Musik oder US-Car-Veranstaltungen, die eben auch mal rostig und dreckig sind!

Rockin‘ and Rollin‘: Eure Gedanken, Pläne und Ziele für 2023?

David: Die letzten 3 Jahre haben uns zugesetzt. Ich hoffe für alle kleine Labels, dass es weitergeht. Die Bedingungen in den nächsten Jahren werden krasser. Die Preise gehen überall durch die Decke. In wieweit man da noch wirtschaftlich arbeiten kann, wird sich zeigen. Ich freue mich sehr auf die Veranstaltungssaison. Letztes Jahr war alles noch sehr auf Sparflamme. Endlich wieder Leute treffen, Quatschen und schauen was sich so getan hat. Das macht immer noch am meisten Spaß.

Hannes: Corona war nicht gut zu uns – gerade bei Klamotten, die man gerne draußen zeigt und trägt, fühlte es sich an, als hätte man dem Internet den Stecker gezogen, so wenig wurde bestellt. Deshalb schauen wir auf ein hoffentlich seuchenfreies 2023, in dem wir mit neuen Motiven und Editionen volle Power geben können.

Rockin‘ and Rollin‘: Hannes, David, ich danke euch sehr für das Interview.