Chrome Hunters Hamburg – US-Cars, Muscle Cars, Hot Rods und Classic Cars.

Wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen kann, dann hat man für sich persönlich schon einiges richtig gemacht. So wie Volker und Philip von der Chrome Hunters GmbH aus Hamburg. Die beiden bieten in ihrem Unternehmen die Suche nach US-Cars und Ersatzteilen, Restaurationen, Instandhaltung und auch Hot Rod Umbauten an. Grund genug, sie einmal vorzustellen, und mit Fragen zu TÜV-Problemen, und das Augenmerk bei Restaurationen zu löchern.

Chrome Hunters GmbH

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Interview:

von Chris Weidler

Rockin‘ and Rollin‘: Stellt euch und eurer Unternehmen „Chrome Hunters“ einmal kurz vor. Wer seid ihr, was macht ihr, was bietet ihr an?

Volker: Moin – wir sind die Chrome Hunters GmbH
Wir sind ein Oldtimer-Handel und Werkstatt, spezialisiert auf US-Cars.
Wir importieren selber für uns oder im direkten Kundenauftrag. Fahrzeugsuche und voller Abwicklungsservice. In der Werkstatt machen wir vom Ölwechsel bis zur Vollrestauration ebenfalls alles.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Geschäft gekommen?

Volker: Philip und ich haben uns tatsächlich beim Feiern über eine Freundin kennengelernt. Wir sind alles Rock n Roller und feiern halt gern xD.
Im Gespräch hatte Philip mitbekommen, dass ich so etwas Ähnliches schon mal gemacht habe. Seine Idee war es: Lass uns das doch mal zusammen machen. 1 Jahr später nach unzähligen Gelagen, hatte ich dann mit brassigem Schädel im Suff zugestimmt und war quasi überlistet worden.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie seid ihr selber zum Rock’n’Roll gekommen?

Volker: Ich bin da quasi reingerutscht. Meine Eltern standen schon immer auf handgemachte Musik und große Autos. Ich selber hatte mir zum 7 oder 8 Geburtstag so um 1990 meine erste „Shakin Stevens“ Kassette gewünscht. Bin also seit ich denken kann Rock‘n‘Roll interessiert. Philip ist so ca. 10-15 Jahre dabei und über die Ami-Schrauber in die Szene reingerutscht.

Rockin‘ and Rollin‘: Was ist euer Kundenkreis?

Volker: Den kann man nur so definieren: Außer Ökos ist alles dabei. Wir haben die typischen Papis – alle Kinder aus dem Haus, jetzt hauen wir die Kohle raus. Wir haben z.B. Sammler, Händler und Endverbraucher. Auch jede Gesellschaftsschicht.
Ärzte sowie Krankenschwester – auch Musiker und Piloten. Vom Kleinverdiener mühevoll angespart, bis zu Kunden, die sich Auto Nummer 5 bei uns kaufen. Vor allem waren wir selber etwas verblüfft, denn gut 40% unserer Kunden sind Damen! Was wir extrem gut finden. Was gibt’s Schöneres als eine coole Frau mit ihrem Amischlitten untern Moors.

Rockin‘ and Rollin‘: Wenn ein Kunde ein spezielles Auto haben möchte, wie läuft so eine Suche dann ab?

Volker: Wir führen erst einmal ein langes und ausführliches Gespräch mit den Kunden.
Denn wir müssen ja Wünsche und Budget oft aufeinander anpassen. Die Köpfe vieler stecken preislich leider noch oft in den 90ern fest. Der Markt hat sich aber gerade in den letzten 5 Jahren drastisch nach oben verschoben.
Wenn wir dann genau wissen, was sucht der Kunde und können wir das realisieren – dann geht’s auf die Fahrzeugsuche. Wir arbeiten mit einem großen Netzwerk an Händlern in den USA zusammen und haben somit Zugriff auf 10.000de von Fahrzeugen. Ist dann ein Entsprechendes gefunden, werden Verträge aufgesetzt und los geht die Reise.

Rockin‘ and Rollin‘: Ist der Import von Autos aus dem USA im Vergleich zu früher schwerer geworden?

Volker: Es ist gerade seit der Corona-Lage aufwändiger, vor allem aber viel teurer geworden. Was wir aktuell für einen Containerplatz – für ein Fahrzeug bezahlen, dafür hat man 2019 noch 4 Autos (einen vollen Container) über den Teich bekommen. Die Lieferzeit hat sich auch verlängert. 2019 hat man in den USA ein Fahrzeug gekauft und nach 1-2 Monaten war es bei uns. Inzwischen sind es 3-4 Monate.

Rockin‘ and Rollin‘: Wenn ihr Ersatzteile zu Fahrzeugen sucht, die kaum noch vorhanden sind, wie geht ihr bei solch einer Suche vor? Oder baut ihr die Ersatzteile zur Not nach?

Volker: Wir haben durch unsere regelmäßigen Besuche in den USA extrem gute Quellen drüben. Zum Teil eben auch zu Menschen, die z.B. Schrottplätze besitzen, bis heute aber nicht mal Internet haben. Das sind regelrechte Geheimwaffen von uns. Wir kennen aber auch gute Firmen die notfalls neue anfertigen, oder bei Kleinkram bzw. Blechen machen wir eh selber.

Rockin‘ and Rollin‘: Wo ist der Schwerpunkt bei euch, Restaurationen, Import, Umbauten, oder hält es sich die Waage?

Volker: Der Schwerpunkt lag bislang immer im Handel (somit auch Import).
Aufgrund der hohen Auftragslage und weiterer Anfragen bauen wir unsere Werkstatt derzeit weiter aus. Es sind dann 8 Hebebühnen mit 8 Arbeitsplätzen und ein Karosseriebereich. Die Lackierungen machen wir allerdings nicht bei uns, da arbeiten wir mit einem echt fähigen Lackierbetrieb zusammen.

Rockin‘ and Rollin‘: Wo liegt bei Restaurationen das besondere Augenmerk? Was ist wichtig? Was ist eine besondere Herausforderung?

Volker: Der Kunde ist König und was der verlangt und solange es das Budget her gibt – machen wir alles. Ich definiere eine Restauration aber anders wie anscheinend viele andere Buden z.B. in den USA. Restauriert bedeutet für mich: besser als neu oder gleichwertig. Alles andere ist Instandhaltung / Setzung. Was ich hier schon für Klitschen gesehen habe, die „restauriert“ gewesen sein sollen. Da gruselt es mich.
Wir haben gerade z.B. eine 1969er Chevelle SS. Die geht ins Säurebad. Danach wird geschweißt – wenn man danach nicht mehr sehen kann, dass geschweißt ist. Dann war es ein guter Job. Jede Schraube, Mutter, Unterlegscheibe und Buchse – sowie Motor/Getriebe und Achsen müssen alle bis aufs allerletzte Teil neuwertig sein. Dann ist es eine Vollrestauration für mich und das sind auch meine Ansprüche an diesen Begriff.
Natürlich haben die Wenigsten Geld dafür, also machen wir auch normale Instandhaltung. Aber auch da muss für das Budget alles gegeben werden. Ich erwische mich auch oft genug dabei mal ne Stunde in der Rechnung zu verschenken, weil diese der ausschlaggebende Punkt, zwischen Geld ist zu Ende und so möchte ich es abgeben, ist. Wenn das Hobby zu Beruf wird eben.

Rockin‘ and Rollin‘: Wo geht der Trend bei den Autos hin, Kustom, Originalität, Wertanlage oder Just for Fun?

Volker: Völlig ausgewogen. Die meisten kaufen einfach, weil sie Bock drauf haben. Sammler haben wir nur wenige. Fahren wollen die meisten und den Sound genießen, Gleichgesinnte treffen und das Leben einfach mal genießen. Es ist für gestresste Leute, einfach nur empfehlenswert sich so eine alte Wanne zu kaufen. Es entschleunigt enorm und das sanfte grummeln vom Triebwerk lässt die Seele baumeln.

Rockin‘ and Rollin‘: Was versteht man heutzutage im Gegensatz zu früher unter einen Hot Rod? Hat sich da etwas in puncto Basisauto, Bauweise usw. geändert?

Volker: Nein – ein Hot Rod ist eine feste Definition. Es gibt verschiedene Style. Dennoch ist es immer noch dasselbe. Was dazugekommen ist, sind Sachen wie Rat Rods (Die Teile, die aus MadMax stammen) und z.B. Restomods, sehen aus wie Hot Rods´s haben aber moderne Technik drin mit Einspritzmotoren und Turboladern etc. Ich würde also sagen: Das sind verwandte Kategorien, aber eben keine Classic-Rods

Rockin‘ and Rollin‘: Wie groß ist die Nachfrage nach Hot Rod Umbauten? Und wo liegen da die Hauptaugenmerke der Kunden. Mit Blech, großer Motor, kleiner Motor, geschlossen oder offen, Originalität oder Kustom?

Volker: Alles dabei von der Shoebox mit Chopp, über 36er Chevy Master Coupe, oder die typischen Ford Model A Rods in all ihren Variationen. Die Wünsche sind auch immer die Gleichen geblieben. Bis auf wenige Ausnahmen soll es laut, böse, tief und leistungsstark sein. GFK Hot Rod sind zumindest mit H-Zulassung hier eher unüblich in Deutschland.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie läuft bei den Hot Rod-Umbauten eure Zusammenarbeit mit Hod Rod Klaus ab?

Volker: Die Zusammenarbeit mit Klaus ist vor allem unproblematisch. Wenn man mal was nicht gleich weiß, kann man anrufen und ihn fragen. Keine Geheimniskrämerei oder sonst was. Er hat auch das absolute Fachwissen im Blut. Oder falls wir mal Teile brauchen – Dann ist er auch eine unserer Quellen.
In ganz schwierigen TÜV-Angelegenheiten ist er auch unser Mann Nr 1. Aber es ist eben so – nicht jeder Prüfer kann alles wissen. Wobei unser auch schon echt ein sehr guter mit entsprechend viel Fachwissen auf Oldtimern ist.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie schwer ist es einen Hot Rod durch den TÜV zu bekommen? Worauf müsst ihr dabei besonders achten?

Volker: Einfach ausgedrückt. Wir müssen dem Prüfer nachweisen, dass es so geht! Das bedarf oft Tage, wenn nicht Wochen an Recherche. Entweder Vergleiche finden – nach dem Motto: Guck mal hier in dem Prospekt von 1956, da steht ganz klar drin – diese Bremsanlage wurde auch damals schon in dem Wagen fremd-verbaut. Ganz schweres Thema sind immer Räder!
Hauptaufgabe für die §21 unsererseits ist also – drauf zu achten, dass alles seine Richtigkeit im Zusammenspiel zwischen Modifikation und Zeitgenössisch erfüllt.

Rockin‘ and Rollin‘: Sind aus eurer Sicht einige TÜV-Vorschriften schwer nachvollziehbar oder alles im Rahmen und wie ist bei den Vorschriften der Vergleich mit dem europäischen Ausland?

Volker: Nein – es gibt Vorschriften, die Sinn und Verstand haben. Es gibt aber auch Vorschriften, die durch Bürokratie überzüchtet sind. Da rollen sogar unsere Prüfer mit den Augen, wenn sie es durchsetzen müssen. Eine davon ist: Bei Oldtimern müssen Kühlerfiguren abmontiert werden! Verletzungsgefahr. Im Ernst – wenn mein 1957 er Pontiac dich erwischt, dann ist das Letzte, was dich tötet, die Figur oben. Wenn die Vollstahlstoßstange das nicht erledigt, dann siebt einen das Vollstahl-Kühlergitter zu Tode. Ebenfalls das man z.B. Frontscheinwerfer umbauen muss, bei 80´s 90´s Fahrzeugen – megaschwachsinnig. Damals wurde es eine Vorschrift mit Sinn. Denn alte Amis hatten keine Glühbirnen in den Scheinwerfern. Der ganze Scheinwerfer war die Birne. Entsprechend schwer konnte man hier fix seine Lampen reparieren. Aber die Vorschrift sieht es bei allen vor. Selbst wenn es schon H4 / H7 oder H1 ist. Also raus damit – und dann eine identische Lampe einbauen mit einem winzigen E Zeichen auf der Linse. Nur damit der hohe Priester zufrieden ist.

Rockin‘ and Rollin‘: Wie schwer ist es Originalität in Deutschland aufrechtzuhalten? Besonders im Blick Richtung TÜV?

Volker: Originalität aufrecht zu halten ist bei US-Cars unmöglich. Aufgrund der Umrüstungsvorschriften allein schon. Die Elektrik oder eben Demontage von Spitzen oder großen Emblemen / Kühlerfiguren ist halt ein schwerer Eingriff in die Originalität. Man kann, wenn gewünscht halt nahe am Original arbeiten, mehr aber auch nicht. Die meisten wollen aber mehr Power, bisschen mehr Sound muss doch gehen? Diese schmalen Reifen müssen weg.

Rockin‘ and Rollin‘: Habt ihr schon einmal einen Kundenwunsch abgelehnt und wenn ja warum?

Volker: Ja, wir müssen auch mal Sachen ablehnen. Weil sie entweder schwer illegal, oder nicht umsetzbar sind. Ein Beispiel: Wir Importieren ja auch Humvees. Wir haben öfter Anfragen nach voll Gepanzerten. Das fällt unter das Kriegswaffengesetz und ist in Deutschland für Privatpersonen schlichtweg nicht erlaubt. Ein Kunde wollte auf seinem 1969 Camaro 22 Zoll Chrome-Felgen, weil er zu oft Dmax geschaut hat. 1. Illegal in Deutschland – 2. Das arme Auto – wir hätten es aus Prinzip schon nicht gemacht. Das ist, ja als würde man seine Oma in nen Minirock stecken … nene lass mal.

Rockin‘ and Rollin‘: Gibt es noch ein spezielles Auto, welches ihr gerne mal bei euch unter den Fingern haben wollen würdet?

Volker: Tatsächlich eigentlich nicht mehr. All unsere Traumwagen hatten wir schon zwischen den Fingern. Die einen haben enttäuscht, die anderen wiederum für noch mehr Begeisterung gesorgt. Aber es ist ja auch immer Geschmackssache.
Was wir allerdings gerne machen, ist es, Filfahrzeuge nachzubauen. Wir haben für das Bud Spencer und Terence Hill Museum schon 2 Fahrzeuge nachgebaut. Den Dune Buggy und den Ford Escord MK1. Aktuell bauen wir den schwarzen Impala der Serie „Super Natural“ nach. Auf weitere Filmfahrzeuge hätten wir wirklich Lust. Es stellt einen vor Herausforderungen und macht richtig Spaß.

Rockin‘ and Rollin‘: Hatte die Coronazeit Einfluss auf euer Geschäft?

Volker: Sowohl Positive als auch Negative. Zum einen ist während der Coronazeit die Nachfrage drastisch gestiegen, da einfach viele Leute viel mehr Freizeit hatten. Zum anderen sind die Preise und Verfügbarkeit von Autos und Ersatzteile in den USA enorm angestiegen. 15-20% in 3 Jahren. Was hier natürlich erst verzögert angekommen ist.
Auch diese schwachsinnigen Auflagen in der Firma haben für unnötige Unkosten gesorgt.

Rockin‘ and Rollin‘: Was für Autos fahrt ihr selber?

Volker: Ich habe 3 Autos. 1. Mein Traumauto seit Kindheit. 1957 Pontiac Star Chief. Der seltene nur 3 Monate gebaute 4 Türer mit B-Säulen. Dieser wurde bereits Anfang der 70er Jahre sehr modifiziert. Er hat einen 455ci (7.5L) V8 Big Block Motor drin und macht richtig Laune. Den restauriere ich derzeit. 2. Chevrolet Caprice 1979 die Wunderwaffe aus Amerika. Den düse ich eigentlich immer, wenn ich Lust und Laune habe das ganze Jahr durch. Zuverlässiges und gutmütiges Auto, was nie Sorgen bereitet. 3. 1999 VW T4 Multivan – Frisch angeschafft, der meinen 2011er VW T5 ablöst. Denn ich weiß nicht, was Fahrzeugherstelle nach 2005 so alles an Drogen konsumieren. Nach 2005 braucht man kein Auto mehr kaufen. Kernschrott zum Wegwerfen nach 10 Jahren. Der T5 hat die hälfte der Kilometer wie der T4, der t4 ist aber 20 mal so fit.

Philip hat ebenfalls 3 Autos. 1. 1933 Ford Coupe Hot Rod. Fast vollendete Vollrestauration. Den stellen wir bis Mitte des Jahres fertig. 2. 1974er Chevrolet Camaro mit 383 Stoker Motor und guten 400-450PS. Sein Alltagsauto ist ein – Festhalten! Ein 1987er W124 Mercedes mit dem 200D Motor. Wir sind eben eher für Zuverlässigkeit und Spaß, statt Status zu haben.

Rockin‘ and Rollin‘: Ich danke euch für eure Zeit und das Interview!