Filmkritik: Im Labyrinth des Schweigens

»Im Labyrinth des Schweigens« basiert auf wahren Begebenheiten der deutschen Nachkriegszeit und kann mit seinen kleinen Nuancen und erhaltendem Gleichgewicht zwischen Dialog, Emotion und Lebensgefühl überzeugen. Erst sanft, aber dann immer intensiver und eindringlicher zieht der Film den Zuschauer in die Wechselwirkung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft der deutschen Geschichte.

Im Labyrinth des Schweigens

Originaltitel: Im Labyrinth des Schweigens
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2015
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
DVD
erhältlich bei: Amazon

Filmkritik von Chris Weidler

Inhaltsangabe:
Johann Radmann (Alexander Fehling) ist seit kurzem Staatsanwalt und muss sich wie alle Neulinge um Verkehrsdelikte kümmern. Als der Journalist Thomas Gnielka (André Szymanski) im Gerichtsgebäude für Aufruhr sorgt, wird er hellhörig: Ein Freund Gnielkas hat einen Lehrer als ehemaligen Auschwitz-Wärter erkannt, doch niemand will seine Anzeige aufnehmen. Gegen den Willen seiner direkten Vorgesetzten beginnt Radmann sich mit dem Fall zu beschäftigen – und stößt auf ein Geflecht aus Verdrängung, Verleugnung und Verklärung. Von „Auschwitz“ haben in diesen Jahren die einen nie gehört, und die anderen wollen es so schnell wie möglich vergessen. Nur Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Gert Voss) unterstützt seine Neugier, er selbst möchte die dort begangenen Verbrechen seit Langem an die Öffentlichkeit bringen, für eine Anklage fehlen ihm jedoch die Beweise. Als Johann Radmann und Thomas Gnielka Unterlagen finden, die zu den Tätern führen, erkennt Bauer sofort deren Brisanz – und beauftragt Radmann offiziell mit der Leitung weiterer Ermittlungen. Der stürzt sich nun vollends in seine neue Aufgabe und setzt alles daran, herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Er befragt Zeugen, durchforstet Akten, sichert Beweise und lässt sich so sehr in den Fall hineinziehen, dass er für alles andere blind wird – selbst für Marlene Wondrak (Friederike Becht), in die er sich gerade erst Hals über Kopf verliebt hat. Johann Radmann überschreitet Kompetenzen, überwirft sich mit Freunden, Kollegen und Verbündeten und gerät auf seiner Suche nach der Wahrheit immer tiefer in ein Labyrinth aus Schuld und Lügen. Doch was er schließlich ans Licht bringt, wird das Land für immer verändern ...

1958 , Deutschland in der Nachkriegszeit, Rock’n’Roll, versinken in babyblau und heiler Welt. Die Gesellschaft hat sich neu arrangiert, Aufbruch ist angesagt und das Volk strotzt vor Energie und Tatendrang! Doch die heile Welt ist brüchig und vielfach nur oberflächlich. Staatsanwalt Johann Radmann (Alexander Fehling) stößt auf ein anderes Deutschland, das Deutschland des Schweigens, Verdrängen und Vergessen. Ausschwitz ist nur Propaganda der Siegermächte - ein scheinbar leichter Weg, aber der verkehrte Weg. Staatsanwalt Radmann möchte den Weg der Wahrheit gehen und deckt nach und nach immer tiefere und unglaublichere Schichten der deutschen Geschichte auf.
»Im Labyrinth des Schweigens« basiert auf wahren Begebenheiten der deutschen Nachkriegszeit und kann mit seinen kleinen Nuancen und erhaltendem Gleichgewicht zwischen Dialog, Emotion und Lebensgefühl überzeugen. Erst sanft, aber dann immer intensiver und eindringlicher zieht der Film den Zuschauer in die Wechselwirkung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft der deutschen Geschichte. Kaum einer ist so »unbescholten«, wie es erst scheint und das breitgefächerte Unwissen über die Taten von Auschwitz gelangt immer mehr in Schwanken. Gerade diese Aspekte in Zusammenhang mit dem Weg von Staatsanwalt Radmann von Erkenntnis über Wissen bis ungläubigen Glauben und der für ihn endgültig notwendigen Konsequenz geben dem Film die notwendige Wirkung. Dazu die gelungene schauspielerische Leistung von Alexander Fehling, Friederike Becht und Gert Voss geben dem Film die perfekte Abrundung. Wer einmal ein wenig mehr deutsche Geschichte als »Aufbruch«, »Milchbar« und »Rock’n’Roll« sehen möchte, der ist mit dem Film »Im Labyrinth des Schweigens« mehr als perfekt bedient!

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