Sauer von »Batlands Tattoo« in Lüneburg

Auf der Reise zu Tätowierern aus unserem Land geht es dieses Mal zu Sauer von »Batlands Tattoo« in Lüneburg. Sauer hat sich mit seinen exzellenten Arbeiten einen sehr guten Namen in der Szene gemacht und verbindet das Rock’n’Roll Feeling gekonnt mit seinen Schöpfungen. Hier wird Kreativität, Vielseitigkeit und Können ganz groß geschrieben. Grund genug, ihn und seine Arbeiten einmal näher vorzustellen.

Batlands Tattoo
Neuetorstraße 15
21339 Lüneburg

Weitere Infos:
- Facebook: Batlands Tattoo
- Webseite: Batlands Tattoo

Interview:

rockin and rollin: Sauer, magst du dich und euer Studio »Batlands« kurz vorstellen?

Sauer: Moin Chris, wir führen zu dritt das »Batlands Studio«. Eike, Franzen, Sauer. Eike ist unsere Piercerin, Franzen kümmert sich um den Verkauf und ich bin der Sauer und für eure Tätowierungen zuständig. Zusammen sind wir das Batlands-Triiioo.

rockin and rollin: Bevor wir aufs Tätowieren kommen, du bist ja neben Tätowierer auch Rockabilly mit Herz und Seele. Wie bist du dazu gekommen und wie war deine Anfangszeit in der Szene gewesen und wie ist sie jetzt im Vergleich Szene, Leute und Musik?

Sauer: Jo die gute alte Musik … ich erinnere mich, da ging ich noch nicht zur Schule, zu Hause spielte überwiegend Rock’n’Roll, war ja Ihre Zeit, wo meine Eltern absolut drauf abfuhren/ bzw. immer noch. Im Knirpsalter konnte ich wenig dagegen ausrichten, warum auch? Es gibt ja auch nix Schöneres. Tja, das ist bis heute bei mir hängen geblieben. Kontakt hatte ich Anfang der 80er eher wenig in der Szene. Hab einige Jahre später hier und da ein paar Kollegen wiedergetroffen, einige kannte man eh, weil Lüneburg eigentlich ein kleines Dorf ist. Im Vergleich zu »Früher & Heute« gibt es schon starke Unterschiede. Ob Treffen, Konzerte oder andere Veranstaltungen, musste man sich früher mehr oder weniger »erarbeiten«. Heute wäre so etwas für viele (gerade die jüngeren) ohne Internet, unvorstellbar, um es mal kurzzufassen. Bin froh darüber, dass ich Anfang der 70er geboren wurde und ich mich von dem ganzen »Netzrummel« eher fernhalte. Jeder, wie er`s braucht.

rockin and rollin: Mitte der 80er habe ich in Lüneburg gelebt und es war damals eine super Szene, ein geiler, wilder Haufen und eine richtig schöne Zeit gewesen. Nun war ich nach vielen Jahren wieder in Lüneburg und bei der Jubiläumsparty eures Studios gewesen und kann nur sagen, die Lüneburger können immer noch richtig die Sau raus lassen. Geile Party! Erzähle mal, wie ist aktuell die Rockabilly-Szene bei euch?

Sauer: In der jetzigen Zeit besuchen wir recht viele Veranstaltungen. Hin und wieder triffst du Kumpels wieder, mit denen Du nicht gerechnet hättest. Es gibt Dir ein Gefühl … als wenn es auf jedem Event mehr wird. Das lässt dann wieder etwas nach und dann explodiert`s wieder. Es gibt unwahrscheinlich viele Events, man kann gar nicht alles mitnehmen. Deshalb haben sich einige Events festgebrannt & die regelmäßig besucht werden. Und ja … Ich liebe es laut, mir knurrt die Leber & feiere unheimlich gerne mit den Verrückten, egal wo Sie herkommen.

rockin and rollin: Kommen wir nun zu Sauer, dem Tätowierer. Was war Deine allererste Berührung mit dem Thema Tattoos?

Sauer: Ööhh … ein Warzenschwein? … Schmerz?? Um Gottes Willen … damit will ich nix zu tun haben.

rockin and rollin: Wie bist du dann selber zum Tätowieren gekommen und wie war dein Werdegang bis zum eigenen Studio?

Sauer: Jo ich wollte mich lieber tätowieren lassen, hab gar nicht daran gedacht, dass ich selber die Maschine in die Hand nehme. Früher habe ich öfter mal gezeichnet, das hat dann nachgelassen. Bis zu meinem Geburtstag, ein Kollege hat mir ein kleines Motiv geschenkt (ein Schwein, was sonst haha). Die Maschine lag noch bei mir zu Hause auf`m Tisch & ich fragte, ob ich mich selber mal pieken darf. Die Antwort war klar & schwupp … hatte ich mir (warum auch immer) nen Stiefel aufs Bein gepiekt. WOW das war die Gurke des Monats. Das hat gesessen, ich war angefixt! Von diesem Tag an hatte ich nach Feierabend, so einige Kumpels bei mir zu Hause, in meinem gemauerten »Schuppen« auf`m Hinterhof (wie sich das gehörte) für ne Flasche Bier, Ihre Haut verschönert. Nach ein paar Jährchen waren tatsächlich kleine Fortschritte erkennbar und sich mir die Frage stellte, ob es auch hauptberuflich für mich in Frage käme. Da meine Freundin Eike sich schon seit Ihrem 14. Lebensjahr selbst gepierct hatte, war es klar das Sie mit ins Boot steigt. Wir suchten unseren dritten Mann Franzen und alles war fast getan. Also ab ins kalte Wasser … und pieken, was das Zeug hält. Mittlerweile haben wir unser »Batlands Studio« seit 2007 und ich bin Stolz darauf, dass wir es bis heute geschafft haben.

rockin and rollin: Welche Stile bevorzugst du beim Tätowieren?

Sauer: Hmm schwierig … am liebsten natürlich, wenn man mich machen lässt und ich mich austoben kann, leg mich da nicht wirklich fest, ansonsten mag ich viel Schattierungen black/ gray …

rockin and rollin: Was magst du am Liebstem an deinen Job?

Sauer: Meine Freiheit. Wenn die Kunden tatsächlich sagen … mach ich vertraue dir. Ansonsten Rock`n`Roll! Ich kann meine Musik hören, bin mein eigener Chef, bestreite meinen Lebensunterhalt mit meinem Hobby, habe mit vielen interessanten, tollen, verrückten, lustigen Menschen zu tun,

rockin and rollin: Es ist mitunter sicherlich nicht ganz einfach das gedankliche Motiv des Kunden richtig zu erfassen und dann so umzusetzen, wie der Kunde es sich vorgestellt hat. Zumal oft bestimmt zwischen den Vorstellungen des Kunden und deinen Vorstellungen zu einem Motiv große Unterschiede vorhanden sind. Wie wichtig hierbei ist es sich in den Kunden einzufühlen und wie schaffst du es am Ende, das Motiv so hinzubekommen, wie der Kunde es sich vorstellt?

Sauer: Anfangs haben sich die Kunden für ein Motiv aus dem Ordner entschieden. Diese Zeiten, sag ich mal, sind vorbei. Der Kunde gibt mir ein paar Infos/Ideen über seine Tattoo-Vorstellung, was er mag, was mit einbezogen werden soll etc. … dann entwerfe ich eine Zeichnung, so wie ich es mir vorstelle und versuche mich in den Kunden reinzuversetzen, nach unserem Gespräch. Meist entsteht schon ein Bild im Kopf, wenn ich mit dem Kunden spreche. Normalerweise müsste ich mich gleich an das Motiv setzen, aber das passt zeitlich leider nicht. Bisher lag ich nicht verkehrt mit meinen Umsetzungen, meist war der Kunde eher überrascht, im positiven Sinne. Falls nicht … wird`s geändert. Ist manchmal nicht einfach … sollst zum Beispiel eine Blüte zeichnen, hast aber nur Schädel im Kopf.

rockin and rollin: Sehr beeindruckend finde ich deine Detailliebe und Kreativität in deinen Werken. Woher nimmst du deine Ideen und Inspirationen?

Sauer: Die meisten Ideen entstehen dann, wenn ich am pieken bin. Ich erinnere mich an eine frühere Arbeit in meinem »Schuppen« … ich war schon seit ca. 2-3 Std. am pieken & fragte, ob wir nicht »dies und das« mit einbauen wollen, Kunde fragte … hmm meinst du? Ich meinte jupp, Kunde sagt, o. k. mach. Ich meinte dann, hab ich schon hehe. Tattoo-Magazine sehe ich mir nur noch sehr selten an, da sind viele Hammerarbeiten drin … da kannste einpacken haha. Aber man lernt ja nie aus …

rockin and rollin: Zwischen Erstentwurf und das Endergebnis eines Motivs liegen Welten, besonders wenn ein Motiv individuell entworfen wird. Hast du das Endergebnis im Kopf oder entwickelt sich ein Motiv im Laufe der Zeit?

Sauer: Siehe auch die Frage zu den Motiven. Es kommt hin und wieder schon mal vor, das ich eine Zeichnung fertig habe, bei mir später andere Ideen entstehen. Und ich eine weitere Zeichnung entwerfe. Dann hat der Kunde die Qual der Wahl, manchmal nach seinem Gesichtsausdruck zu beurteilen. Kommt trotzdem schon mal vor das ich alles über`m Haufen werfe und ich wieder bei null anfange.

rockin and rollin: Tätowierungen sind ja immer auch eine kleine persönliche Geschichte des Kunden, aber auch zwischen Tätowierer und Kunden. Hast du da eine Anekdote, die du erzählen magst?

Sauer: Haha ja hast Du denn noch nie »Miami Ink« inne Fern gesehen? Denke ma die Antwort findest Du auch unter der Frage zu »Ideen und Inspirationen« zwinker.

rockin and rollin: Kam schon einmal jemand mit einer Idee zu dir ins Studio und du hast gesagt, »nee, das mache ich nicht«?

Sauer: Ja doch, das kommt schon mal vor. Ich hab zum Beispiel kein Bock auf politischen Kram oder »Tribals« auf`m ganzen Körper individuell anzupassen … ist auch nicht mein Ding. Oder ein Kunde mit seiner Idee, bzw. ein Tattoo-Motiv kommt, was schon jemand anderes trägt, da lass ich ebenfalls die Finger von.

rockin and rollin: Was wäre die absolute Tätowierung, die du noch unbedingt als Künstler gerne umsetzen möchtest?

Sauer: Och ich bin noch jung har har. Ich lass mich einfach ma überraschen. Hauptsache Du verlierst nie Dein Spaß an der Arbeit.

rockin and rollin: Gibt es spezielle Künstler, die dich und deinen Stil beeinflusst haben?

Sauer: Nein, nicht wirklich. Hab so weit versucht meinen eigenen Weg zu gehen, bzw. Stil zu entwickeln. Zu Anfangszeiten habe ich schon mit dem einen und anderen über das Tätowieren unterhalten, weil ich noch viele Fragen diesbezüglich hatte. Wobei ich feststellte, dass einige Antworten nicht mit meinen Vorstellungen übereinstimmten. Das ist auch völlig in Ordnung und das macht ja den Unterschied aus.

rockin and rollin: Heutzutage gibt es mehr Tätowierer als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wie versuchst du, in dieser Masse auf dich aufmerksam zu machen?

Sauer: Och ich bin da eher bescheiden und halt mich meist zurück. Klar hier und da Werbung machen, ist schon wichtig. Meist erreichen uns die Kunden über Mundpropaganda, was die Kunden erzählen. Ich besuche auch selten Tattoo-Messen. Das liegt aber daran, dass die Wochenenden meist verplant sind und wir auf irgendwelchen Rock`n`Roll Events unterwegs sind. Auf einigen Events sind wir mit unserem Batlands-Stand anwesend aber nur Verkauf, nicht zum Pieken. Nun ja zu unserem 10 Jährigen wollten wir uns einfach mal bedanken, bei unseren Kunden, Freunden und Familien. Das wir es bis hierher geschafft haben und noch viele weitere Jahre zusammen Spaß haben.

rockin and rollin: Sauer, ich danke dir sehr für das tolle Gespräch!

Sauer: Ich bedanke mich für das Interview Chris und wünsch Dir weiterhin eine schöne Zeit. Rockige Grüße Sauer

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