Der wahre Johnny (Enzo Asui)

»Nimm den Müll mit.«
      Arni wollte aufbrausen, unterließ es aber angesichts des monotonen Tonfalls seiner Mutter. Ihre Alles-Egal-Stimmung vermieste jeden Spaß am Widerspruch. Die, die niemals lacht, hatte Johnny sie einmal genannt. Dem Krieg konnte sie nicht verzeihen, dass er seinen Vater in seinen blutigen Rachen gesogen hatte. Den Russen auch nicht. Dem Führer schon.
      Widerwillig ergriff Arni die nach Nikotin und benutzten Kondomen stinkende Plastiktüte und warf sie beim Hinausgehen in die Blechtonne neben der Treppe, die in ihre muffige Eineinhalb-Zimmer-Bleibe im Souterrain führte. Befreit atmete er durch, als er den Bürgersteig betrat.
      Die Hände in den Taschen humpelte Arni die Fuhle entlang. Hüte tragende Spießer mit Anzug und Aktentasche ignorierten bettelnde Kriegsversehrte auf dem Trottoir. Als ob sich diese Stadt nicht zwischen Elend und Wirtschaftswunder entscheiden konnte. Dazwischen hastende Frauen mit quengelnden Kindern an der Hand. Arni hielt nicht viel von Frömmigkeit und mied die Kirche wie der Teufel das Weihwasser, aber die verbreiteten Hektik, die hatten die Bedeutung eines Sonntags überhaupt nicht kapiert.

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